Ein guter Golfschwung beginnt mit einer starken Basis (Hüfte, Becken und Lendenwirbelsäule). Eine gut konditionierte Basis sorgt während des gesamten Schwungs für Stabilität und ermöglicht eine effektive Kraftübertragung von den Beinen über die Hüften auf den Oberkörper, um optimale Kraft und Kontrolle zu erreichen. Eine starke Basis hilft, die Gelenke und anderes Stützgewebe vor den starken Druck‑, Scher- und Torsionskräften zu schützen, die beim Golfschwung auftreten. Leider gibt es eine Reihe von Faktoren, die Golferinnen und Golfer dazu prädisponieren, schlechte Haltungsmuster und ein muskuläres Ungleichgewicht zu entwickeln, die zu einer schwachen Basis der Unterstützung führen.
Die meiste Zeit unseres jungen Lebens saßen wir in der Schule zusammengekauert über dem Schreibtisch. Wir beenden die Schule und beginnen unsere berufliche Laufbahn. Viele von uns verbringen heute zu viel Zeit im Auto oder sitzen in schlecht konstruierten Stühlen vor dem Computer gebeugt. Mit der Zeit werden wir darauf konditioniert, enge Hüftbeuger und eine faule Haltung zu haben. Eine schlechte Haltung und ein muskuläres Ungleichgewicht verringern die Leistungsfähigkeit des Bewegungsapparats und stören die Kommunikation im neuromuskulären System. Kurze, angespannte Muskeln haben eine niedrigere Aktivierungsschwelle, d. h. sie werden zu Zeiten aktiviert, in denen sie weniger aktiv oder inaktiv sein sollten. Eine Überaktivierung der dominanten Muskeln führt zu einer verminderten neuronalen Kontrolle der gegnerischen Muskeln. Einfach ausgedrückt: “Wenn ein Muskel angespannt und überaktiv ist, wird der gegenüberliegende Muskel locker und träge.” Enge dominante Hüftbeuger führen zu schwachen und trägen Hüftstreckern (Gesäßmuskeln) und lösen eine Kettenreaktion von Funktionsstörungen aus.
Enge Hüftbeuger ziehen das Becken in eine Vorwärtsneigung, was zu einer übermäßigen Krümmung der Lendenwirbelsäule führt. Infolgedessen werden die Muskeln der Bauchdecke länger und schwächer, während die Muskeln der Lendenwirbelsäule kurz und eng werden. Dieses Muster führt auch zu einer Störung des seitlichen Stabilisierungssystems unseres Körpers. Die Hüftabduktoren (Muskeln, die die Beine von der Körpermitte wegbewegen) und ihre Gegenspieler, die Adduktoren (Muskeln, die die Beine zur Körpermitte hin bewegen), stabilisieren das Becken bei seitlichen Bewegungen. Eine Ineffizienz dieses seitlichen Stabilisierungssystems beeinträchtigt die Koordination und verhindert eine korrekte Gewichtsverlagerung während des Golfschwungs. Das Ergebnis sind schwache Hüftstrecker (Gesäßmuskeln), die die Hüften nicht durch den Schwung treiben können, dominante Hüftbeuger, die es nicht zulassen, dass sich die Hüften für eine volle Drehung öffnen, angespannte Wirbelsäulenbeuger, die gezwungen sind, die Arbeit der schwachen Hüftstrecker zu übernehmen, aber zu angespannt sind, um eine volle Drehung auszuführen, und ein Mangel an Koordination, die für einen konstant guten Ballkontakt erforderlich ist. Zu allem Überfluss verbringen die meisten Golferinnen und Golfer viele Stunden auf der Driving Range, um dieses dysfunktionale Muster zu verstärken. Ist es da ein Wunder, dass die durchschnittliche Punktzahl beim Golf seit Jahrzehnten nicht gesunken ist?
Um dieses Muster der Dysfunktion zu durchbrechen und eine starke Basis zu schaffen, müssen wir zunächst ein koordiniertes Muskelfeuer zwischen der tiefen stabilisierenden Bauchmuskulatur, den Hüftbeugern und ‑streckern, den Hüftabduktoren und ‑adduktoren sowie den Wirbelsäulenbeugern, ‑streckern und ‑rotatoren aufbauen. Dies geschieht durch die Aktivierung und Kräftigung schwacher und gehemmter Muskeln und die Dehnung der angespannten und dominanten Muskeln. Sobald diese Muskeln wieder trainiert sind und das koordinierte Feuern der Muskeln etabliert ist, können wir daran arbeiten, optimale Kraft und Leistung aufzubauen.
Der erste Schritt in diesem Prozess ist die Entwicklung der tiefen Bauch- und Beckenbodenmuskulatur. Dies geschieht durch die Beherrschung der Bauchklammer. Die Bauchklammer unterscheidet sich vom traditionellen Bauchtraining, bei dem die Bauchmuskeln ausgehöhlt werden, auch bekannt als “Einziehen”. Beim “Einziehen” wird uns gesagt, dass wir unsere Bauchnabel in Richtung Wirbelsäule ziehen oder ziehen sollen. Die Forschung hat gezeigt, dass das Einziehen die Bauchaktivierung verringert und die Stabilität von Lendenwirbelsäule, Becken und Hüfte beeinträchtigt. Die Bauchpresse ist eine isometrische Kontraktion der Bauchmuskeln, d.h. die Bauchmuskeln werden weder nach innen gezogen noch nach außen gedrückt. Dieses Manöver sollte der erste Schritt jeder Übung sein, da es die Grundlage für die Stabilisierung von Lendenwirbelsäule, Becken und Hüfte ist. Die folgende Übung hilft dir, diese Bewegung zu meistern und die untere Bauchdecke neu zu trainieren, damit die tiefen Beckenstabilisatoren effizient arbeiten können.
Bauchmuskelspange
o Lege dich in Rückenlage mit gebeugten Knien und flachen Füßen auf den Boden.
o Spanne deine Bauchmuskeln an, indem du sie anspannst, als ob du einen Schlag in den Bauch bekommen würdest.
o Kehre in eine entspannte Position zurück und wiederhole die Übung.
Tipps
o Bewegungskontrolle ist der Schlüssel. Achte bei diesen Übungen genau darauf, dass du NICHT die Beine (Hüftbeuger und/oder Gesäßmuskeln) einsetzt, während du die Bauchmuskeln anspannst. Die einzigen Muskeln, die sich zusammenziehen, sind die der Bauchdecke; lege deine Hände auf den Bauchnabel, um diese isolierte Kontraktion zu spüren.
o Dein Nacken und deine Schultern sollten nicht angespannt sein.
Beschränke die Bauchmuskelstütze nicht auf das Training. Wenn du die Spange bei allen Aktivitäten einsetzt (Sitzen, Gehen, Autofahren, Golfen usw.), hilft sie dir, die Ausdauer zu entwickeln, die deine Bauchmuskeln brauchen, um eine starke Basis und einen gesunden Rücken zu erhalten.
Eine Studie, die von Forschern auf der 51. Jahrestagung des American College of Sports Medicine vorgestellt wurde, hat gezeigt, dass Golfer mit einer starken Hüftmuskulatur ein niedrigeres Handicap und längere Schlagdistanzen haben als solche mit einer schwachen Hüftmuskulatur. Das macht Sinn, denn die Hüft- und Beckenmuskeln spielen eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Rumpfes und der Übertragung der Kräfte vom Unterkörper auf den Oberkörper und die Arme während des Golfschwungs. Die Fähigkeit der Hüftstrecker (Gesäßmuskeln und Hamstrings) und der Lendenstrecker, gemeinsam zu feuern, ermöglicht es dem Körper auch, auf die schnellen Rotationskräfte des Golfschwungs zu reagieren und ihnen entgegenzuwirken. Das Problem dabei ist, wie wir bereits besprochen haben, dass viele Golferinnen und Golfer gehemmte Hüftstrecker und enge und dominante Lendenbeuger haben. Unter den besten Umständen ist unsere Wirbelsäule nicht dafür gemacht, einen Golfschläger zu schwingen. Nun zwingen wir unsere Wirbelsäulenmuskeln wiederholt dazu, die Arbeit unserer Hüftstrecker zu übernehmen, um den Schwung durchzuziehen. Die Wirbelsäulenstreckmuskeln haben weder die Größe noch die Kraft, um diese Aufgabe zu erfüllen, daher kommt es bei Golfern häufig zu Überlastungsschäden und Schmerzen im unteren Rücken. Wir müssen also unsere Lendenstrecker ganz herunterfahren, damit die Hüftstrecker ihre Arbeit tun können.
Die Bird Dog-Übungsreihe hilft effektiv dabei, die Stabilisierung, Koordination und Kraft der Wirbelsäule zu entwickeln. Der Schlüssel zu dieser Art von Übung ist das Erlernen und Beibehalten einer “neutralen” Wirbelsäule. Neutral bedeutet nicht, dass sie gerade ist, sondern dass die natürlichen Kurven erhalten bleiben. Das ist wichtig, damit die Wirbelsäule richtig funktionieren kann und die Bewegungen stressfrei ablaufen können. Der Golfschläger, der in der Länge der Wirbelsäule platziert wird, ist ein hervorragender Anhaltspunkt, der es dem Golfer ermöglicht, die richtige Position der Wirbelsäule zu spüren und die notwendigen Korrekturen vorzunehmen. Der Schlägerschaft sollte nur drei Punkte berühren: die Basis des Kopfes, die Mitte des Rückens und die Mitte des Beckens. Im Nacken und im unteren Rücken sollten konkave Räume zu sehen sein.
Hund 1
o Stelle dich auf deine Hände und Knie und lege einen Golfschläger entlang deiner Wirbelsäule. Achte darauf, dass die Stange nur 3 Punkte berührt (Kopf – mittlerer Rücken – Becken).
o Spanne deine Bauchmuskeln an und hebe langsam eine Hand und das gegenüberliegende Knie knapp über den Boden (nicht mehr als 1/4 Zoll). Halte die Position für fünf bis zehn Sekunden.
o Kehre in die Ausgangsposition zurück und wechsle die Seiten.
Tipps
o Der Schläger muss in Kontakt mit allen 3 Kontaktpunkten (Kopf, mittlerer Rücken, Becken) bleiben.
Wenn du den Hund 1 gemeistert hast, kannst du zur nächsten Stufe übergehen. Bei Hund 2 kommen die Komponenten Hüftstreckung und Schulterbeugung hinzu. Diese Übung ist äußerst effektiv, um die Effizienz der Streckerkette (Hüft‑, Lenden- und Halswirbelsäulenstrecker) wiederherzustellen.
Hund II
o Stelle dich auf deine Hände und Knie und platziere einen Golfschläger entlang deiner Wirbelsäule. Achte darauf, dass die Stange nur 3 Punkte berührt (Kopf – mittlerer Rücken – Becken).
o Spanne deine Bauchmuskeln an, strecke langsam einen Arm (Daumen nach oben) gerade vor dir aus und das andere Bein hinter dir.
o Halte die Position für fünf bis zehn Sekunden und wiederhole sie mit der anderen Seite.
Tipps
o Der Schläger muss in Kontakt mit allen 3 Kontaktpunkten (Kopf, mittlerer Rücken, Becken) bleiben.
o Lass deine Hüften nicht rotieren.
Das Wichtigste bei Hund 2 ist, dass die Lendenstrecker bei dieser Bewegung nicht aktiviert werden. Wenn du Hund 2 gemeistert hast, kannst du die Hüftstrecker weiter fordern, indem du die Brückenübung hinzufügst. Die Brücke fügt der Hüftstreckbewegung den Widerstand des Körpergewichts hinzu und fordert (und stärkt) die tiefen Stabilisatoren oder den Lenden-Becken-Hüft-Komplex weiter heraus.
Die Brücke
o Lege dich auf den Rücken und lege deine Arme an die Seite.
o Spanne deine Bauchmuskeln an und drücke deine Gesäßmuskeln zusammen, dann hebe deine Hüften in eine Brückenposition. Halte inne und kehre in die Ausgangsposition zurück.
Tipps
o Deine Füße sollten flach bleiben.
o Diese Bewegung wird mit den Hüften und nicht mit dem Wirbelsäulenstreckmuskel eingeleitet; im unteren Rücken sollte kein Druck zu spüren sein.
o Halte die Kontraktion der Bauch- und Gesäßmuskeln während der gesamten Bewegung aufrecht.
Es ist wichtig, ein gutes Dehnungsprogramm durchzuführen, um angespannte Muskeln zu verlängern, während du deine Stützbasis stärkst. Neben den bereits erwähnten Hüftbeugern und Lendenstreckern sind auch die Muskeln der hinteren Oberschenkelmuskulatur, des Nackens, der Schulterblätter (oberer Trapezius und Levator Scapulae) und der Schulterinnenrotatoren häufig verspannt. Ein qualifizierter Kraft- und Konditionstrainer oder Golf-Fitness-Profi kann dir eine Haltungs- und biomechanische Analyse anbieten, die dir ein detaillierteres Bild von deinen spezifischen Problembereichen gibt. Wenn du deine Basis verbesserst, gewinnst du an Weite und Kontrolle über dein Spiel und kannst golfbedingten Schmerzen und Verletzungen vorbeugen, sie reduzieren und möglicherweise sogar beseitigen.